Kleiner Streifzug durch die Vereinsgeschichte

Wilhelm Kientz, der Scherzheimer Schuhfabrikant, traf sich 1927 draußen in der Stecket im Gasthaus zur Quelle und mit fünf weiteren Stammtischbrüdern wurde an diesem feucht-fröhlichen Abend der Turnverein gegründet. Der Schuhfabrikant spendierte einen Barren, ein Reck und ein Pferd, dazu drei Matten – für jedes Gerät eine.
Die ersten Turnstunden wurde im Herbst 1927 im Gasthaus Bierhaus (gegenüber der Blume) abgehalten. Im selben Jahr schloss man sich der Arbeitsgemeinschaft der Turnvereine im Unteren Hanauerland an und der Plakettenwettkampf wurde aus der Taufe gehoben. Ab 1934 wurde im Blumensaal trainiert.
Das erste Turnfest in Scherzheim wurde 1938 gefeiert – es dauerte drei Wochen. Das Gelände der jetzigen Firma Sieger war damals der Festplatz und nach starken Regenfällen völlig aufgeweicht und deshalb wurde das Fest immer wieder verschoben. Der Turnverein stellte eine Schießbude auf, wo Rosen für die Damen geschossen werden konnten und Bocksbeutel für den Durst. Die Flaschen wurden gleich wieder eingesammelt und der 1. Vorstand füllte sie mit seinem Most wieder auf.
Wilhelm Kientz wollte 1938 neben dem Gasthaus zum Rössel eine Turnhalle bauen, aber dazu kam es nicht, weil der 2. Weltkrieg begann. Viele Turner verloren ihr Leben und ruhen in fremden Ländern. Der letzte Turner kam erst 1953 aus russischer Gefangenschaft zurück.
Die Wiedergründung des Turnverein zog sich ab 1946 in die Länge – die Turner durften nur als Unterabteilung des neu gegründeten Sportvereins trainieren. 1951 wurde das Verbot aufgehoben und der Turnverein war ab Januar wieder ein eigenständiger Verein von Scherzheim. Der Beitrag betrug damals 40 Pfennig.
1952 kaufte die Gemeinde Scherzheim die Korbfabrik (Gebäude vor der Firma Haas+Haas) und der Turnverein konnte erst dort trainieren, nachdem die Turner in wochenlanger Arbeit den Betonboden entfernt und 50cm tiefer gelegt hatten, damit man am Reck turnen konnte.
In den folgenden Jahren wurden die Scherzheimer Turner mit ihren Erfolgen im Hanauerland und in der Ortenau bekannt. Es wurde eine Frauengruppe und Schülergruppen gegründet.
Die erste Weihnachtsfeier fand 1964 statt – der Nikolaus kommt also schon 53 Jahre zu unserer Turnerjugend. Dieser Abend war und ist für die Turnkinder ein ganz besonderer und für die Erwachsenen immer ein unterhaltsamer und spannender Einblick in unsere Vereinsarbeit. Früher wurde immer ein Theaterstück einstudiert und so dauerte das Programm mitunter länger als vier Stunden.
Die Geburtsstunde der Jedermänner war im Jahr 1965 – sie konnten 2015 ihr 50-jähriges Bestehen feiern.
1966 wurde dann ein Mitgliedsbeitrag von 20 Pfennig für Schüler und Jugendliche eingeführt.
Im April 1972 wurde dann die Wasenhalle als reine Turnhalle gebaut – d.h. keine Küche, kein Geräteraum, keine Umkleiden, keine Duschen, keine Bühne. Diese Räume wurden erst nach und nach von der Vereinsgemeinschaft und zuletzt durch den Turnverein mit Hilfe der Stadt angebaut.
1980 wurde der Beitrag für Erwachsene auf 12 Mark erhöht. Unsere A-Mannschaft der Turner unter Trainer Martin Korff feierten große Erfolge und stiegen in die Bezirksliga auf. In den folgenden Jahren entstanden mehrere Gymnastikgruppen.
1986 fand in Lichtenau auf der Hauptstraße ein großes Stadtfest statt, hier beteiligte sich der TV mit einem großen Rahmkuchenzelt.
1987 fand das letzte große Zeltfest auf der Turnhallenwiese statt. Drei Tage wurde gefeiert bei Fassbier und Ochs am Spieß. Die Feuerwehr lud zu ihrem 110-jährigen Jubiläum ein und der Turnverein feierte gleichzeitig das 60. Gründungsjahr. Es gab einen großen Festumzug durch Scherzheim mit 35 Vereinen und mehreren Spielmannszügen.
1991 verzeichnete der Turnverein 322 Mitglieder.
1993 übergab Gerhard Fessler das Amt an Petra Naumann.
1997 wurde die Küche von der VGS renoviert und die Stadt bezahlte die Kücheneinrichtung.
2006 wurde der Keller zu einem Gymnastikraum und Lager umgebaut.
2009 erhielten wir für unser Engagement im Breiten- und Gesundheitssport zunächst von der Volksbank Bühl den kleinen goldenen Stern, in Stuttgart dann ebenfalls den goldenen Stern und durften nach Berlin zur Bundeskanzlerin fahren. Dort erhielten wir einen kleinen silbernen Stern.
2011 kam dann das Mammutprojekt: Anbau von Umkleiden, Duschen, WC-Anlage und Stuhllager durch den Turnverein mit Unterstützung der Stadt und des Badischen Sportbundes.
2017 erhielten wir die Möglichkeit von der Stadt in der stillgelegten Grundschule nebenan einen weiteren Übungsraum und eine Geschäftsstelle einzurichten.
Diese Erfolgsgeschichte ist nur möglich geworden mit engagierten Mitgliedern. Egal ob damals, heute oder in Zukunft – alle Vereine brauchen Menschen, die Verantwortung übernehmen, Ideen umsetzen und ihre Freizeit im Verein nicht als Belastung sondern als Chance zur Gestaltung sehen.
Die ausführliche Vereinsgeschichte mit allen Details, Anekdoten und Kuriositäten folgt demnächst.